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Cover Buch„I Never Saw Another Butterfly“ 
Tagessymposium am 19. Mai in Salzburg und Tagung am 25. Mai 2011 in Linz, zu Kindergedichten und -bildern aus dem KZ Theresienstadt

Eine interdisziplinäre Veranstaltung der Universität Mozarteum (Abteilung für Musikpädagogik / Zentrum für Polyästhetik) in Zusammenarbeit mit der Internationalen Gesellschaft für Polyästhetische Erziehung, der Priv. Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz und deren Adalbert-Stifter-Praxishauptschule.

„Ich bin noch da, bin noch ein lebend Wesen, indes die Freundin schon im Jenseits weilt, ich weiß nicht, ob’s nicht besser wär’ gewesen, hätt’ mich der Tod mit ihr zugleich ereilt.“ (Verfasst von der zwölfjährigen Eva Picková, in: Hana Valavkova (1993) I Never Saw Another Butterfly: Children's Drawings & Poems from Terezin Concentration Camp,1942-44.  New York, Schocken Books.) 

 

Gedichte und Zeichnungen von Kindern, die im Konzentrationslager Theresienstadt interniert waren

Den zentralen Ausgangspunkt des Symposions bildeten Gedichte und Zeichnungen von Kindern, die im Konzentrationslager Theresienstadt interniert und von dort aus in Vernichtungslager überführt und ermordet wurden. Von den rund 15.000 nach Theresienstadt deportierten Kindern erlebten nur etwa 150 den Tag der Befreiung. In dem als „Vorhof zur Hölle“ bezeichneten Konzentrationslager spielten künstlerische Tätigkeiten eine bedeutende Rolle, auch die Kinder wurden gezielt dazu angehalten.

Die hiervon erhaltenen Gedichte und Zeichnungen dokumentieren in berührender Weise das Leben im KZ aus kindlicher Perspektive, die erlebte Isolation und Einsamkeit, die Trauer über die Trennung von Familie und Freunden, aber in manchen Fällen auch den Willen, Funken von Freude und Hoffnung, etwa ausgedrückt in der Schönheit einer Blüte, zu wahren. Die Kinder erzählen von Grauen, Verzweiflung und Todesangst, aber auch von ihrem Mut und dem ungebrochenen Bedürfnis zu leben.

Das Symposion am 19. Mai 2011 sowie die Folgeveranstaltung an der Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz am 25. Mai 2011, integriert in eine Gedenkfeier für die Befreiung des Lagers II im KZ Mauthausen, wandten sich aus wissenschaftlicher und pädagogischer Perspektive verschiedenen Formen künstlerischen Ausdrucks in und über Theresienstadt zu.

Der von den Nationalsozialisten 1944/45 hergestellte Film Der Führer schenkt den Juden eine Stadt als Beispiel einer manipulativen Funktionalisierung von Kunst war einer der Bezugspunkte im Beitrag von Johannes Hofinger. Der vielschichtigen musikalischen Rezeption der erhalten gebliebenen Kindergedichte widmete sich werkkritisch Julia Hinterberger. Die literaturtheoretische wie exemplarische Aufarbeitung des Themenkomplexes Theresienstadt innerhalb der Jugendliteratur brachte der Beitrag von Christine Czuma ein. Analysen der Kinderzeichnungen und -gedichte aus polyästhetischer Perspektive sowie die Präsentation des 2005 durchgeführten Erinnerungsprojektes Abwesenheiten vergegenwärtigen bildeten den Schwerpunkt im Vortrag von Marie-Luise Lange. Über Chancen und Grenzen ästhetischer Begegnung referierte Michaela Schwarzbauer,  den Gestaltungskontext des Symposiums reflektierend.

In die zeitgeschichtliche und künstlerische Auseinandersetzung der beiden Abschlussklassen der Adalbert Stifter Praxishauptschule der Privaten Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz führte Helmut Hammerschmid ein. Zeitgeschichtliche, literarische, musikalische, religionspädagogische und szenische Aspekte kamen bei der nachfolgenden Präsentation des Schulprojekts auf integrative Weise zur Geltung (Konzeption und Einstudierung: Evelyn Barnasch, Karl-Heinz Heimberger, Helmut Hammerschmid).

Die 6A-Klasse des BORG Nonntal/Salzburg berührte durch einen Beitrag, der die Unausweichlichkeit für die betroffenen Jugendlichen in Theresienstadt mit den Ausdrucksmitteln von heute polyästhetisch in Szene setzte (Konzeption und Leitung: Reinhold Kletzander).

Ein Konzert mit Werken von Ellwood Derr, Srul Irving Glick und Lori Laitman über die Texte und Bilder aus "I Never Saw Another Butterfly" und die Rezitation der betreffenden Texte und Bilder beschlossen jeweils das Programm der beiden Tage, dargeboten von den Studierenden der Abteilung Musikpädagogik der Universität Mozarteum Salzburg, Sara Hilger (Sopran), Franziska Reif (Klavier) und Johann Schernthanner (Saxofon). 

Den Fachvorträgen folgte interessiert und diskussionsfreudig ein kleines, fachkompetentes Publikum, die szenischen und künstlerischen Beiträge vermochten jeweils ein Publikum von mehr als 100 Teilnehmern zu versammeln, das sich in den Akklamationen und Rückmeldungen von den Beiträgen beeindruckt erwies.   

Für die Internationale Gesellschaft für Polyästhetische Erziehung waren die Veranstaltungen eine extensive Möglichkeit, im Sinn ihrer statutarischen Ziele tätig zu werden, im Sinne

G.H.